05 Straßen unserer Stadt

Siehst du dort den alten Mann
Mit ausgetretnen Schuhn
schlurft er übers Pflaster
und er sieht so müde aus
Hin und wieder hält er an
nicht nur um sich auszuruhn
denn er hat kein Ziel und auch kein zu Haus

Doch du redest nur von Einsamkeit
und dass die Sonne für dich nicht scheint.
Komm und gib mir deine Hand,
ich führe dich durch unsre Straßen,
ich zeig dir Menschen,
die wirklich einsam sind.

Kennst du diese alte Frau
die auf dem Marktplatz steht 
mit schneeweißem Haar
welken Blumen in der Hand
Die Leute gehn vorbei
und sie merkt nicht wie die Zeit vergeht
so steht sie jeden Tag und niemand stört sich dran

Doch du redest nur von Einsamkeit
und dass die Sonne für dich nicht scheint
Komm und gib mir deine Hand
ich führe dich durch unsre Straßen
ich zeig dir Menschen,die wirklich einsam sind

Im Bahnhofsrestaurant
sitzt um ein Uhr in der Frühe
derselbe alte Mann
und er sitzt ganz allein
er ist der letzte Gast
und das Aufstehn macht ihm Mühe
fünf leere Stunden fünf leere Gläser Wein

Doch du redest nur von Einsamkeit
und dass die Sonne für dich nicht scheint
Komm und gib mir deine Hand
ich führe dich durch unsre Straßen
ich zeig dir Menschen,die wirklich einsam sind

Siehst du dort den alten Mann
Mit ausgetretnen Schuhn 
schlurft er übers Pflaster
und er sieht so müde aus
Denn in einer Welt
in der nur noch Jugend zählt
ist für ihn kein Platz mehr und auch kein zu Haus

Doch du redest nur von Einsamkeit
und dass die Sonne für dich nicht scheint
Komm und gib mir deine Hand
ich führe dich durch unsre Straßen
ich zeig dir Menschen
die wirklich einsam sind

© Gaby Rückert 2016